Vierter Todestag von Monseñor Gerardi - Drohungen gegen Religiöse gehen weiter
Fijáte 259 vom 8. Mai 2002, Artikel 2, Seite 3
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Vierter Todestag von Monseñor Gerardi - Drohungen gegen Religiöse gehen weiter
Guatemala, 26. April. Vor vier Jahren ist Erzbischof Juan Gerardi ermordet worden - zwei Tage nachdem er die Studie Guatemala - nunca más, eine Aufarbeitung der während des Krieges begangenen Menschenrechtsverletzungen, der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Trotz Bemühungen der Regierung, diesen Mord als ein 'gewöhnliches' Verbrechen erscheinen zu lassen, wurden vor einem Jahr drei (Ex-)Militärs und ein Priester zu dreissig, bzw. zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt. Obwohl die Akte im "Fall Gerardi" noch nicht endgültig geschlossen ist - eine Untersuchung über die Beteiligung weiterer Militär- und Regierungsmitglieder an der Ermordung wurde vom Gericht angeordnet - ist seit einem Jahr nichts mehr geschehen. Anlässlich dieses vierten Todestags des Erzbischofs rief das Movimiento Gerardi, dem über vierzig Organisationen angehören, die guatemaltekische Regierung dazu auf, der Straflosigkeit und Korruption ein Ende zu setzen, die Menschenrechte einzuhalten und die Friedensabkommen umzusetzen. Das erzbischöfliche Menschenrechtsbüro (ODHA), das im Fall Gerardi als Klägerin auftrat, wies darauf hin, dass die intellektuell Verantwortlichen für den Mord noch auf freiem Fuss seien. Es sei ein Rekurs beim Verfassungsgericht eingereicht, doch würde die weitere Untersuchung mit allen Mitteln erschwert und verzögert, erklärte Nery Rodenas, Direktor der ODHA. Der Todestag Gerardis wurde von vielen Personen sehr feierlich begangen. Dazu gehörten Umzüge, Gottesdienste eine Fotoausstellung. Die ODHA selber gab zu diesem Anlass ein Buch heraus, in dem die Lebensgeschichten von zwölf Frauen dokumentiert sind. Bekannte Frauen wie z.B. Rigoberta Menchú, Aura Elena Farfán, Rosalina Tuyuc, Hellen Mack, Nineth Montenegro und Barbara Ford erzählen in dem Buch, wie sie trotz Krieg, Gewalt und Diskriminierung für ihre Rechte und diejenigen anderer Leute eingestanden sind. Nach oben |
Guatemala - nunca más - leider nicht! Am 25. April meldete die katholische Kirche, dass Rigoberto Pérez Garrido, Pfarrer in Santa María Nebaj, Todesdrohungen erhielt. Er bekam wiederholt anonyme Telefonanrufe, bei denen ihn eine männliche Stimme davor warnte, weitere Untersuchungen über den Brand in seiner Pfarrei vor zwei Monaten anzustellen (siehe ¡Fijáte! 258). Pfarrer Rigoberto Pérez Garrido hatte und hat eine wichtige Rolle inne bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und für die Wahrheitsfindung in Guatemala. Er war Koordinator für das von Erzbischof Gerardi geleitete REMHI-Projekt Guatemala - nunca más im Departement Quiché, eine vom Bürgerkrieg schlimm getroffene Region, mit Hunderten von Massakern an der indigenen Zivilbevölkerung. |
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