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Die Landfrage in der Nachkriegszeit

Fijáte 207 vom 28. März 2000, Artikel 1, Seite 1

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Die Landfrage in der Nachkriegszeit

Viel länger kann nicht mehr zugewartet werden...

Diese ungerechte Bodenverteilung - Grundlage für die revolutionären Befreiungskämpfe in der ganzen Region - spitzt sich heute zu durch den Bevölkerungszuwachs, die Umweltkrisen, die Tiefstpreise für traditionelle Exportprodukte und das Fehlen einer Strategie um die eng miteinander verknüpften Probleme 'Besitztum' und 'Armut' zu lösen.

Während den Friedensprozessen in Guatemala, El Salvador und Nicaragua in den neunziger Jahren gelang es (durch Institutionalisierung und die notwendige politische Beteiligung), die durch interne Krisen und politische Gewalt geschwächten, sozialen Bewegungen, wieder zu stärken.

In Guatemala vergingen beinahe drei Jahre ohne eine einzige nationale Kundgebung. Die erste Demonstration zu Friedenszeiten - der grosse Maya- und BäuerInnenmarsch - fand am 12. Oktober 1999 statt. 15'000 BäuerInnen aus den verschiedenen Landesteilen kamen in einem Sternmarsch in die Hauptstadt und trafen sich vor dem Nationalpalast. Dort überreichten sie den Behörden einen Forderungskatalog zu den Punkten Lohnerhöhung, Vergabe von Landtiteln und Gemeindeentwicklung. Sie erhielten von der im Abtreten begriffenen Regierung Arzu dürftige Angebote, die jeglicher Basis entbehrten.

Der neue Präsident VGAlfonso PortilloNF erwähnte in seiner vielversprechenden Antrittsrede das Thema des Landbesitzes gerade in zwei Sätzen, ohne jedoch eine Lösung für die historischen Probleme vorzuschlagen. Er versprach einzig: "Wir werden der Landproblematik ihren verdienten Platz einräumen..."

Während die Regierungsstelle für Öffentlichkeitsarbeit den Medien den Text der Antrittsrede verteilte, vertrieben hunderte von Polizisten zweihundert Familien von einer Finca in Santo Domingo, VGSuchitepequezNF, die sie seit acht Monaten besetzt hielten, in der Erwartung, dass ihnen das Land zuerkannt werde. Die neue Regierung stoppte den Räumungsbefehl nicht, um zuerst mit den BesetzerInnen zu verhandeln. Trotzdem zogen sich die BesetzerInnen friedlich zurück.

Aber die Wirksamkeit der Mechanismen, die in der Region angewendet werden, um die VGLandkonflikteNF zu vermindern, könnte sich erschöpfen. Die Marktliberalisierung und die wirtschaftliche VGGlobalisierungNF haben für den Agrarsektor keine Verbesserung eingebracht. In VGCosta RicaNF wuchsen die gesamten Importe zwischen 1992 und 1997 um insgesamt 32%. Davon entfielen allein 70% auf den Agrarsektor. In der selben Zeitspanne sank der Anteil des Agrarsektors auf dem finanziellen Markt von 50% auf 12%.

Mit den Finanzkrisen der Kooperativen in El Salvador besteht die Gefahr, dass vielerorts das Land an die Banken geht, welche es wiederum an die Meistbietenden weiterverkauft. In Nicaragua provozierte dieselbe Situation viele Landverkäufe. Der Vorsitzende der Nationalen Koordination der Landkooperativen in Nicaragua (FENACOOP), Sinforiano Cáceres, versicherte, dass der grösste Teil des Landes, das der Präsident Arnoldo Alemán kaufte, durch die staatliche Nationale Entwicklungsbank (BANADES) gepfändet wurde, nachdem die ProduzentInnen Konkurs gegangen waren. Die Schulden gingen zum gefürchteten Eintreibungsbüro, Cobra genannt, durch dessen Praxis viele ProduzentInnen ihre Fincas verloren.

In Honduras sind die Agrarreformen, die 1962 begannen, nach der Annahme des Gesetzes zur landwirtschaftlichen Modernisierung immer mehr verwässert worden. In der Nach-VGMitchNF-Zeit versuchte der Kongress, die bereits erfolgten Reformen noch einmal zu verändern. Doch Volksproteste erreichten eine Verhandlung und der Kongress musste in einigen Punkten nachgeben.

Doch auch in Honduras haben viele durch die Landreform begünstigte Kooperativen ihr Land wieder verkaufen müssen, wodurch die Anzahl der landlosen Familien erhöht wird.

Rosalinda Hernández, Landwirtschaftsexpertin, beschreibt eine für die ganze Region beispielhafte Situation: "In Guatemala ist eine Million Familien von der Landwirtschaft abhängig, aber 70% des kultivierbaren Landes ist im Besitz von tausend Familien".


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