Militärhilfe hier und dort
Fijáte 329 vom 2. März 2005, Artikel 7, Seite 5
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Militärhilfe hier und dort
Guatemala, 22. Feb. Auch für dieses Jahr unterzeichneten Guatemala und die Vereinigten Staaten einen Vertrag, der den USA erlaubt, in Guatemala ,,militärische Übungen und humanitäre Hilfe" im Bereich Allgemein-, Zahn- und Veterinärmedizin durchzuführen. Im unterzeichneten Schriftstück heisst es ausdrücklich, dass das zivile und militärische Personal, das im Auftrag des Verteidigungsministeriums der USA nach Guatemala geschickt werde, einen diplomatischen Status erhalte, sie geniessen also Immunität und können in Guatemala nicht juristisch belangt werden, dürfen hingegen die US-amerikanische Uniform sowie Waffen tragen. Konkret bedeutet dies: "Die beiden Regierungen verzichten gegenseitig auf jegliche Ansprüche im Fall von persönlichem Schaden, zivilen oder militärischen Todesopfern, Verlust oder Zerstörung von Eigentum, welche aufgrund der im Vertrag festgehaltenen Aktivitäten erfolgen". Die meisten der in Guatemala Dienst leistenden US-amerikanischen SoldatInnen sind ReservistInnen puertoricanischer Herkunft, was immerhin den Vorteil hat, dass sie sich mit der lokalen Bevölkerung verständigen können. Real sieht die US-amerikanische humanitäre Hilfe so aus, dass mit Lastwagenkonvois und Militärhelikoptern die abgelegensten Dörfer des Petén besucht werden, wo in einer Tagesaktion möglichst viel Impfungen und Medizin verteilt werden. Freuen über diese altruistische Geste der USA tut sich der guatemaltekische Gesundheitsminister, der für sein Ressort über eines der niedrigsten Budgets der Region verfügt. Gemäss Angaben der US-amerikanischen Botschaft wurden im Jahr 2004, in dem das selbe Programm bereits durchgeführt wurde, 73'130 Personen ,,behandelt". Unter dem Titel ,,Die Gesundheit ist keine eintägige Angelegenheit", veröffentlichte die Tageszeitung Prensa Libre einen kritischen Artikel über diese Art humanitärer Hilfe und wies darauf hin, dass die Kampagne des US-amerikanischen Militärs konjukturelle Lösungen für strukturelle Probleme anbiete und der wirklich auf medizinische Hilfe angewiesenen Bevölkerung des Petén etwas vormache. "In einem der Schulzimmer warten die Brillen anonymer SpenderInnen auf ein neues Paar Augen. Mit etwas Glück finden die PatientInnen eine Brille mit der ungefähren Seh-Korrektur, die sie brauchen. Wenn nicht, geht das Leben auch weiter. Dies hier ist eine Schlacht, wie jede andere auch, mit GewinnerInnen und VerliererInnen", wird die ophtalmologische Hilfe der US-SoldatInnen beschrieben. Die guatemaltekische Regierung hofft, dass sich die US-amerikanische Militärhilfe bald auch noch anders gestaltet als nur in humanitärer Art. Präsident Berger informierte und US-Botschafter Hamilton bestätigte, dass möglicherweise bis Ende Februar die seit 14 Jahren blockierte finanzielle Militärhilfe der USA an Guatemala aufgehoben würde, was 3,2 US-$ Investition in die Modernisierung der guatemaltekischen Armee bedeuten würde. Hinzu käme USamerikanische Unterstützung für die Bekämpfung des Drogenhandels. Gemäss Hamilton erfüllt Guatemala seit neustem die Bedingungen, um Militärhilfe zu bekommen. Dazu gehören: Modernisierung und Reduktion der Armee, Transparenz im Haushalt und Kampfansage an Korruption und Drogenhandel. Anlässlich einer Pressekonferenz sprachen sich verschiedene Organisationen, darunter das Menschenrechtsbüro des Erzbischofs (ODHA), das Menschenrechtszentrum CALDH und die Gruppe gegenseitige Hilfe (GAM), gegen die Wiederaufnahme der Militärhilfe durch die USA aus, solange die guatemaltekische Armee nicht reorganisiert und eine neue Militärdoktrin erarbeitet würde, die Verbrechen der Vergangenheit nicht geklärt seien und über die Finanzen im Verteidigungsministerium nicht Klarheit herrsche. Den GegnerInnen der US-Militärhilfe geht es offenbar nicht so sehr darum, ob das Militär nun zusätzliche 24 Mio. Quetzales erhält, dies könne man mit einer simplen Überweisung aus einem anderen Ministerium bewerkstelligen, so wie schon unzählige Male geschehen. Vielmehr wollen sie verhindern, dass eine Armee, die in Menschenrechtsverletzungen involviert gewesen sei und Staatsterror betrieben habe, internationale Anerkennung erhalte, so die gemeinsame Presseerklärung der Organisationen. Derweil schickt auch die guatemaltekische Armee ihre Männer und Frauen in andere Länder. Ein Kontingent von 105 SoldatInnen reist Mitte März in die Demokratische Republik Kongo, wo es sich einer sogenannten Friedensmission der UNO anschliesst. Zur Truppe gehören unter anderem 81 Kaibiles (die nichts anderes gelernt haben als zu kämpfen), sowie 9 Frauen, die als Köchinnen, Ärztinnen und Übersetzerinnen dienen werden. Die Blauhelmmission im Kongo war letztes Jahr Schauplatz eines Skandals und Gegenstand einer Untersuchung, nachdem bekannt wurde, dass diverse ihrer Mitglieder in den Frauen- und Kinderhandel sowie ins Prostitutionsgeschäft involviert waren. Nach oben |
Guatemala, 18. Feb. Die Witwenorganisation CONAVIGUA zeigt sich empört über die Bestimmung der Exekutive, das Phänomen des Völkermordes aus dem Rahmen der Verletzungen der Menschenrechte auszuschliessen, Grundlage, auf der die Opfer des bewaffneten Konflikts entschädigt werden sollen. Als direkte Opfer und Überlebende des Bürgerkrieges würde ihnen somit die Existenz abgesprochen, so die AktivistInnen von CONAVIGUA. Zudem sei diese Massnahme eine weitere Taktik, um zu verbergen, dass in diesem Land Handlungen des Genozids vollzogen worden sind. Es sei erniedrigend, als Opfer erneut zum Gegenstand eines politischen Spiels gemacht und dazu benutzt zu werden, den Schein von Veränderungen vorzugeben, während die Wirklichkeit ganz anders aussehe, würden doch bestimmte Sektoren, die den Frieden behindern, weiterhin bevorzugt, so CONAVIGUA in einer Presseerklärung. Neben der Ankündigung, trotz aller Hindernisse ihren Kampf für eine wirkliche Gerechtigkeit fortzuführen, zeigte die Organisation eine Verleumdungskampagne gegen CONAVIGUA sowie gegen die indigene Aktivistin und aktuelle Koordinatorin des Nationalen Entschädigungsprogramms (PNR), Rosalina Tuyuc, an. Auf die Forderung an die Regierung, die Verfügung zurückzuziehen, kündigte Vizepräsident Stein lediglich an, dass dieses Thema in den nächsten Tagen diskutiert werde. Die per Regierungsdekret abgeschmetterte Definition des Tatbestands ,,Genozid" ist Teil des von der Entschädigungskommission bereits im Oktober letzten Jahres vorgelegten internen Funktionsreglements. Rosalina Tuyuc ist entrüstet ob der Tatsache, dass diese wichtige Änderung innerhalb des Reglements erst Anfang Februar und ohne Rücksprache mit der Entschädigungskommission erfolgt sei. Bleibt es beim vorliegenden Beschluss, kann die Entschädigungskommission die Opfer des Genozids während des Bürgerkriegs nicht als solche klassifizieren und sie gemein- |
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